Poetisches zum Sommer
Die poetische Seite wurde zu voll. Deshalb versuche ich es etwas nach den Jahreszeiten zu sortieren.

Der Gärtnernach unten
Blumen sehet ruhig spriessen, reizend euer Haupt umzieren,
Früchte wollen nicht verführen, kostend mag man sie geniessen.

Bieten bräunliche Gesichter Kirschen, Pfirsichen, Königspflaumen,
Kauft! Denn gegen Zung und Gaumen hält sich Auge schlecht als Richter.

Kommt, von allerreifsten Früchten mit Geschmack und Lust zu speisen!
Über Rosen lässt sich dichten, in die Äpfel muss man beissen.

Seis erlaubt, uns anzupaaren eurem reichen Jugendflor,
und wir putzen reifer Waren Fülle nachbarlich empor.

Unter lustigen Gewinden, in geschmückter Lauben Bucht,
Alles ist zugleich zu finden: Knospe, Blätter, Blume, Frucht
                                                                    (Joh.Wolfg.v.Goethe)

Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen, grünen Gras und sende meinen Blick nach oben,
von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlass, von Himmelsbläue wundersam umwoben.

Und schöne weisse Wolken ziehn dahin durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume:
mir ist, als ob ich längst gestorben bin, und ziehe selig mit durch ew´ge Räume.
                                                                                   (Hermann Ludwig Allmers)

Sang an die Frühkartoffel
Die ersten Veilchen sind für das Gemüt, im jungen Frühling, wenn die Finken schlagen
doch wenn der Sommer in die Lande zieht,
der Frühkartoffel klingt mein schönstes Lied aus allertiefstem, dankerfülltem Magen.

Sie hat uns in der höchsten Not erfreut, wenn alle Reste schon zu schwinden drohten.
Sie hat den Glauben wiederum erneut,
und wenn auch nur mit Körnlein Salz bestreut, wir grüssten sie als ersten Ernteboten.

Wenn auf dem Teller vor uns dampfend heiß die Frühkartoffel ruht so zart und mehlig
im Petersilienschmuck ihr Alabasterweiss,
da lacht das Herz, der Mund spricht Lob und Preis,
der Bauch hat ausgeknurrt und lächelt selig.

Wie herrlich, wenn sie uns entgegenrollt-frisch aus der braunen warmen Erdenscholle.
Sie ist uns mehr als blankes pures Gold. Es sei ihr unser Gruss und Dank gezollt,
der lehmbeklebten Frühkartoffelknolle.
                                                                                    (Fred Edrikat)

Rotkehlchen auf dem Zweige hupft  - wipp wipp
hat sich ein Beerlein abgezupft - knipp knipp
läßt sich zum klaren Bach hernieder,
tunkt´s Schnäblein ein und hebt es wieder, stipp stipp, nipp nipp
und schwingt sich wieder in den Flieder.

Es sing und piepst ganz allerliebst,
zipp zipp, zipp zipp tirili - sich seine Abendmelodie
steckt´s Köpfchen unters Federkleid
und schlummert bis zur Morgenzeit.
                                                                    (Wilhelm Busch)

Jüngst sah ich den Wind.

Jüngst sah ich den Wind, das himmlische Kind,
als ich träumend im Walde gelegen, und hinter ihm schritt
mit trippelndem Tritt sein Bruder, der Sommerregen.

In den Wipfeln da ging's nach rechts und nach links,
als wiegte der Wind sich im Bettchen; und sein Brüderchen sang:
»Die Binke, die Bank,« und schlüpfte von Blättchen zu Blättchen.

Weiß selbst nicht, wie's kam, gar zu wundersam
es regnete, tropfte und rauschte,  daß ich selber ein Kind,
wie Regen und Wind,  das Spielen der beiden belauschte.

Dann wurde es Nacht, und eh ich's gedacht,
waren fort, die das Märchen mir schufen.
Ihr Mütterlein hatte sie fein
hinauf in den Himmel gerufen.
                                                                    Arno Holz

Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre, am Himmel weisse Wölkchen nur,
es ist so still, dass ich sei höre, die tiefe Stille der Natur.

Rings Sonnenschein auf Wies und Wegen, die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
und doch, es klingt, als ström ein Regen, leis tönend auf das Blätterdach.
                                                                                (Theodor Fontane)

 

 

 

 

 

 

Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten
Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten Nebelschleiern sich enthüllen,
und dem sehnlichen Erwarten Blumenkelche bunt sich füllen.

Wenn der Äther, Wolken tragend, mit dem klaren Tage streitet,
und ein Ostwind sie verjagend, blaue Sonnenbahnen bereitet.

Dankst du dann am Blick dich weidend, reiner Brust der grossen Holden,
wird die Sonne rötlich scheidend rings den Horizont vergolden.
                                                                                            (Joh.Wolfg.v.Goethe)


Vogelscheuche
Die Raben rufen: Krah krah krah, wer steht denn da? Wer steht denn da?
Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht vor dir mit deinem Brillengesicht.

Wir wissen ja ganz genau, du bist nicht Mann, du bist nicht Frau.
Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn und bleibst bei Wind und Wetter stehn.

Du bist ja nur ein blosser Stock, mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock.
Krah Krah Krah.
                                                                (Christian Morgenstern)
(Dazu fällt mir noch etwas ein von Ronner:
Warum Vögel den Menschen nie verstehen werden -
Körner im Winter - Vogelscheuchen im Sommer!)

 
 

Frau Schwalbe
Frau Schwalbe ist ne Schwätzerin, sie schwatzt den ganzen Tag,
sie plaudert mit der Nachbarin, so viel sie plaudern mag.
Das zwitschert, - das zwatschert den lieben langen Tag !

Sie schwatzt von ihren Eiern viel, von ihren Kindern klein,
und wenn sie niemand hören will, schwatzt sie für sich allein.
Das zwitschert, - das zwatschert und kann nicht stille sein !

Hält sie im Herbst Gesellschaft gar auf jenem Dache dort,
so schwatzen die Frau Schwalben all erst recht in einem fort:
Das zwitschert, - das zwatschert und man versteht kein Wort.
                                                                                            Volkslied

1. Trariro! Der Sommer ist do! Wir woll'n hinaus in'n Garten
Und woll'n des Sommers warten. Jo, jo, jo! Der Sommer der ist do!

2. Trariro! Der Sommer ist do! Wir wollen hinter die Hecken
Und woll'n den Sommer wecken. Jo, jo, jo! Der Sommer, der ist do!

3. Trariro! Der Sommer ist do! Der Winter leit gefangen,
Wir schlagen ihn mit Stangen. Jo, jo, jo! Der Sommer, der ist do!

4. Trariro! Der Sommer ist do! Der Sommer hat gewonnen,
Der Winter hat verloren. Jo, jo, jo! Der Sommer der ist do!
Aus der Pfalz 1778
(habe ich hier gefunden: http://ingeb.org/Lieder/trarirad.html)

Geh aus mein Herz
(hier war mir der Text zu lang, aber ihr könnt ihn hier lesen:
er ist von (Paul Gerhard)

Mittagszauber
Im Garten wandelt hohe Mittagszeit, der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit,
von oben sieht, getaucht in Sonnenschein und leuchtend Blau, der alte Dom herein.

Am Birnbaum sitzt mein Töchterchen im Gras-die Märchen liest sie die als Kind ich las
Ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin

Kein Laut von außen stört sist Feiertag-nur dann u.wann vom Turm der Glockenschlag
Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall im hohen Gras von eines Apfels Fall.

Da kommt auf mich ein Dämmern wunderbar gleichwie im Traum verschmilzt, was ist und war.
Die Seele löst sich und verliert sich weit ins Märchenreich der eignen Kinderzeit.
                                                                      (Emanuel Geibel)


 

 Im Grase

  Glocken und Zyanen,   Thymian und Mohn.
  Ach, ein fernes Ahnen   hat das Herz davon.

  Und im sanften Nachen   trägt es so dahin.
  Zwischen Traum und Wachen   frag ich, wo ich bin.

  Seh die Schiffe ziehen,   fühl den Wellenschlag,
  weiße Wolken fliehen   durch den späten Tag -.

  Glocken und Zyanen,   Mohn und Thymian.
  Himmlisch wehn die Fahnen   über grünem Plan:

  Löwenzahn und Raden,   Klee und Rosmarin.
  Lenk es, Gott, in Gnaden   nach der Heimat hin.

  Das ist deine Stille   ja, ich hör dich schon.
  Salbei und Kamille,   Thymian und Mohn,

  und schon halb im Schlafen   - Mohn und Thymian -
  landet sacht im Hafen   nun der Nachen an.

                                                                                                    Josef Weinheber (noch mehr florale Gedichte von ihm)

Emailadresse der Gartenfee

Hier habe ich auch noch ein paar schöne Sommergedichte gefunden

 

 

 

 

 

 

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Die wunderbaren Grafiken hat Lisa gemacht. Sie stehen NICHT zur freien Verfügung.
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